Ayurveda im alltäglichen Wahnsinn Teil I
Untertitel: Kann man machen – warum auch nicht?
Beschäftigt sich man mit Yoga, so läuft einem Ayurveda automatisch über den Weg. Diese beiden alten indischen Wissenschaften sind eng miteinander verstrickt. Doch was ist Ayurveda?
Anfangs dachte ich, dies habe nur mit Essen und Gewürzen zu tun. Ja! Und doch irgendwie Nein!
Ayurveda ist viel mehr als das Zubereiten oder Vertilgen von Nahrungsmitteln.
Es ist das Wissen vom Leben oder auch die Lehre vom Leben.
Der bekannte buddhistische Mönch namens Thich Nhat Hanh sagte einmal:“Wir müssen uns unserem Körper liebevoll zuwenden und uns gut um ihn kümmern.“
Und denkt man auch nur einen Moment über diesen weisen Satz nach, so bleibt einem nichts anderes übrig, als eifrig mit dem Kopf zu nicken. Denn wir haben nur diesen einen Körper. Und geht es diesem nicht gut, geht es auch dem Geist und der Seele nicht gut. Ist eigentlich logisch.
Zwischenzeitlich ist in der modernen westlichen Welt der Gedanke angekommen, dass Prävention ein grundlegender Baustein ist, um gesund zu sein. Ist dein Körpertempel erst einmal angeschlagen, krank oder verletzt, so beeinträchtigt dies alles andere auch. Deine Gedanken, dein Verhalten, deine Ausstrahlung, etc. verändern sich. Es sollte doch wesentlich einfacher sein, Gesundheit zu erhalten, als Krankheiten zu heilen. Doch das ist es nicht wirklich.
Warum ist Prävention so schwer und warum kommen die Gedanken, regelmäßig vorzubeugen, zwar auf und werden jedoch nicht entsprechend umgesetzt? Und wie stelle ich es an? Reicht es aus, ein paar „ayurvedische“ Gewürze zu verwenden, um solche Effekte zu erzielen?
Gute Frage. Als ich mit diesen Themen in Berührung kam, hatte ich auch Vorwände und so war es mir beim ersten Versuch doch zu kompliziert und ich hab das Thema wieder weit weg geschoben. Prävention ade?
So nach und nach kam Licht ins Dunkle. Es wurde mir bewusst, dass Ayurveda zwar eng mit Ernährung gekoppelt ist, aber viel viel weitreichender ist.Und vor allem, dass ich mir mit vielen „kleinen“ Dingen Gutes tun kann. Und dazu können diese Handlungen noch leicht in meinen Alltag integriert werden, so dass z.B. eine Morgenroutine daraus entsteht. Nach nun drei Monaten muss ich sagen: Es geht tatsächlich! Und der Aufwand steht zu dem Nutzen eindeutig im Verhältnis.
Aber letztlich ist der Schlüssel, sich nachhaltig gesund zu erhalten, ein Kennenlernen des eigenen Selbst. Feinfühligkeit zu erlernen und zuzulassen, sich wahrzunehmen und zu spüren. Nur mit einer gehörigen Portion Offenheit und Mut macht es Sinn, sich an sein eigenes körperliches und emotionales Ich anzunähern. Nur so ist es möglich, Veränderungen und Belastungen aufzudecken. Nicht so einfach. So ist es heutzutage viel einfacher, weiter zu rennen und im Alltag dem Mammut hinterher zu jagen oder gar vor dem gefährlichen Säbelzahntiger zu flüchten. Und vor allem: Nicht innezuhalten, zu fühlen und nachzudenken.
Krankheit bedeutet doch bei den meistens Menschen: Arzt – Rezept – Tabletten – alles wird gut!
So ist es leider irgendwie nicht. Die Verantwortung für dich selbst musst schon DU übernehmen.
Also macht es wieder Sinn, über Prävention nachzudenken und zu handeln, bevor man handeln muss.
Ayurveda in der Praxis
Nun, wie geht man es an? Was kann man tun? Was kostet das? Und überhaupt. Hier kommen meine ultimativen Tipps für einen ayurvedischen Start in den Tag:
- Morgenwäsche für die Zunge
Deine Zunge ist ein großer Muskel, den du fürs Essen aber auch Sprechen benötigst. Er ist jedoch auch ein wichtiges Sinnesorgan. So sind hier viele Rezeptoren angesiedelt, die z.B. für Geschmack und Temperatur zuständig sind.

Neben dem morgendlichen Blick in den Spiegel lohnt es sich, sich die Zunge selbst auszustrecken und einen Blick darauf zu werfen. Die sich zeigenden Beläge sind Ablagerungen aus den nächtlichen Stoffwechsel-vorgängen. Im Ayurvedischen werden diese Ama genannt. Dabei handelt es sich um eine Unzahl von Bakterien. Anhand der Farbe dieses Belages lassen sich Rückschlüsse auf die Verdauungsvorgänge ziehen. Die Ablagerungen sind zum Teil toxisch und das Herunterschlucken kann zu chronischen Krankheiten führen. Das Entfernen von Ama entlastet somit deinen Körper und dein Immunsystem. Die Speichelprodktion wird angeregt und Mundgeruch kann reduziert werden. Selbst viele Zahnärzte raten heute zum regelmäßigen morgendlichen Zungeschaben.
Dazu gibt es entsprechende Werkzeuge (am besten aus Edelstahl oder Kupfer – ein Teelöffel geht auch). Stecke deine Zunge heraus und schabe die Zunge von hinten nach vorn vorsichtig ab. Nach jedem Vorgang spüle den Schaber mit Wasser ab und wiederhole dies achtsam mehrere Male. Anschließend spüle den Mund mit Wasser aus.
2. Ölziehen für Mundhygiene und Entgiftung
Wenn du schon dabei bist, deine Mundhygiene zu fördern, so biete es sich an, direkt nach dem Säubern der Zunge, einen Esslöffel Öl im Mund zu bewegen.

Dabei sollte es sich um kalt gepresstes Öl auf ökologischer Basis handeln. Kokosöl oder Sesamöl sind ratsam. Wenn du eher auf Herzhaftes stehst, geht natürlich auch Olivenöl. Es gibt auch entsprechende Ölmischungen mit Geschmack u.a. in Reformhäusern zu kaufen.
Bewege dieses Öl ca. 10 – 15 Min. im Mund hin und her und ziehe es regelmäßig durch die Zähne.
So werden Kariesbakterien und unerwünschte Mikroorganismen im Mund gelöst. Und zwar an Stellen, an denen die Zahnbürste nicht hinkommt. Wissenschaftlich wurden die Vorteile vom Ölziehen bestätigt.
Zum Anschluss spuckst du das Öl in ein Küchentuch und werfe dieses in den Müll. Spül den Mund aus bzw. putze nun deine Zähne. In diesem Öl sind viele Giftstoffe und Bakterien vorhanden, so dass das Öl nicht ins Waschbecken ausgespuckt werden sollte. Und bitte nicht herunterschlucken.
- Trinken nach dem Aufstehen
Während der Nacht verliert der Körper zwischen 0,5 und 2 Liter Flüssigkeit. Zum großen Teil über die Atmung aber auch durch nächtliches Schwitzen. Um diesen Verlust wieder auszugleichen ist es gut, morgens nach dem Aufstehen zwei Gläser Wasser zu trinken. Am besten sollte das Wasser warm und abgekocht sein. Warmes Wasser bietet den Vorteil, dass der Magen – Darm – Trakt sanft geweckt wird. Zudem muss der Körper keine Energie aufwenden, um das Wasser im Körper zur weiteren Verarbeitung anzuwärmen. Dein Verdauungsfeuer, das morgens langsam in Gang kommt, wird also nicht gleich im Keim erstickt. Gekochtes Wasser soll eine andere Struktur haben und besser schmecken. Aber das ist Geschmacksache. Probier es einfach mal aus.
- Nase spülen
Um dieses ayurvedische Optimierungsprocedere zum Abschluss zu bringen, wenden wir uns nun noch deiner Nase zu. Heuschnupfengeplagten und anderen Allergikern ist die Nasenspülung wohl bestens bekannt. Auch diese Reinigungstechnik haben die alten Inder schon vor etlichen Jahren entwickelt und sie hat sich bis heute bewährt. In der Nase sammeln sich im Laufe der Nacht Ablagerungen und überflüssiger Schleim an, so dass Verkrustungen entstehen können. Diese führen dazu, dass deine Einatmung über die Nase gestört wird. Und dies bringt zusätzlich negativen Effekte mit sich, die ich in meinem Tipp im Juni 2021 bereits beschrieben haben.
Klassisch wird die Nasenspülung im Ayurveda mit einem Nasenspülkännchen (Neti) durchgeführt. Aber es geht durchaus auch mit der herkömmlichen Nasendusche. Das Resultat ist das Gleiche und darauf kommt es an. In einen halben Liter lauwarmes Wasser löst du einen halben Teelöffel jodfreies Kochsalz und lass die Hälfte über ein Nasenloch in deinen Nasengang laufen. Den Kopf halte dabei über das Waschbecken. Das Wasser läuft über den anderen Nasenflügel heraus. Wechsle die Seiten. Gleichmäßiges Atmen durch den Mund ist in dieser Situation angebracht. Zugegeben, dieser Vorgang ist gewöhnungsbedürftig, aber es zahlt sich aus. Schließlich schnäuze das restliche Wasser aus der Nase und diese wird sich wie neu anfühlen.
Resümee
Ok, du wirst jetzt denken: Wahnsinn. Völlig irre. Wie soll ich das jeden Morgen machen? Muss ich eine Stunde früher aufstehen? Ist es das wert?
Wenn du deine Abläufe nach dem Aufstehen etwas veränderst und miteinander kombinierst (z.B. während des Ölziehens lässt sich in der Küche gut das Brot fürs Büro schmieren) so benötigt dies gar so viel mehr Zeit. Die Resultate lassen sich natürlich nur langfristig beurteilen.
Und der Satz des amerikanischen Autors David Frawley hat sich in meinem Kopf verfestigt:
„Was immer wir selbst tun können, um unsere Gesundheit zu stärken, wirkt besser als das, was andere für uns tun.“
Ich bin sehr gespannt wie deine Erfahrungen ausfallen und wie sich diese Wakeup-Prävention-Maßnahmen für dich anfühlen.
Spannende Erfahrungen und viele Grüße an deine Zunge und deine Nase. Es wird ihnen gefallen.
Dein Michael