Tipp des Monats Mai: Lass deine Nase atmen!
Untertitel: Mund zu – Nase auf
Wie läuft es so mit dem atmen? Klar, Du atmest. Jeden Tag, jede Stunde, jede Minute…und das 10 – 15 mal. Da haben wir schon viel gemeinsam. Aber hast Du dir mal über deine Atmung Gedanken gemacht oder läuft das so unbewusst „nebenher?
Achte doch mal für einige Zeit auf diesen Vorgang.
Atmest Du in deinen Bauch oder in die Brust? Schnell oder langsam? Fällt dir das Atmen leicht oder schwer? Lässt Du die Luft über deinen Mund oder deine Nase in deinen Körper strömen? Und wie ist dein Atemrhythmus? Machst Du nach dem Einatmen eine kurze Pause oder atmest Du gleich wieder aus? Unendlich viele Fragen, die es jedoch wert sind, mal darüber zu sinnieren.
Auch wenn die Atmung ganz unbewusst geschieht und dein zentrales Nervensystem automatisch dafür sorgt, dass Du ein- und ausatmest, kannst Du dies doch positiv steuern, um gesundheitliche Vorteile daraus zu ziehen.
Wusstest Du, dass Babys nur über die Nase atmen? Dieser Prozess wurde von Mutter Natur bewusst so eingerichtet. So können Babys trinken und gleichzeitig atmen. Unter medizinischen Gesichtspunkten betrachtet, ist die Mundatmung pathologisch, d.h. es ist eine Störung der natürlichen Funktion und geht mit Krankheitszuständen einher. 50 – 80 % der Erwachsenen leiden unter einer dysfunktionalen Atmung, der unterschiedlichste Ursachen zugrunde liegen können. Eine solche Atmung kann zu einer reduzierten Schmerzschwelle führen und die motorische Kontrolle, Balance und Beweglichkeit negativ beeinträchtigen.
Es macht also durchaus Sinn, sich mal an seine eigene Nase zu fassen und drüber nachzudenken, ob die Luft da reinkommt oder durch den Mund und wie sie den Körper wieder verlässt. Nicht nur die Ein – sondern auch die Ausatmung ist ausschlaggebend.
Vorteile der Nasenatmung:
Diese Vorteile sind sowohl physischer als auch psychischer Natur. Um mal einige davon aufzuzählen:
- Die Atmung durch die Nase ist gegenüber der reinen Mundatmung um 20 % effektiver.
- Die Nasenatmung verbessert den Gasaustausch in der Lunge und damit die Sauerstoffzufuhr.
- Beanspruchte Muskeln bekommen so mehr Sauerstoff – sie sind also besser und länger leistungsfähig.
- Das Atmen fällt leichter – hier arbeitet die Atemhilfsmuskulatur mit und diese ermüdet nicht so schnell.
- Der Körper erholt sich nach einer Anstrengung schneller und das Verletzungsrisiko ist minimiert.
- Durch diesen Atmungsprozess und der dabei beanspruchten Muskulatur werden Rumpf, Wirbelsäule und Beckenboden gestärkt.
- Die Durchblutung deiner Koronararterien verbessert sich.
- Das Zwerchfell ist der Atemmuskel schlechthin. Dieser wird trainiert und gestärkt.
- Der Geist beruhigt sich.
- Die Gehirnleistung/ Konzentration wird besser, z.B. die Merkfähigkeit.
- Durch die Mundatmung muss der Körper zusätzliche Atemhilfsmuskeln über Gebühr beanspruchen, so dass Nackenschmerzen entstehen können und der Bewegungsradius des Nackens eingeschränkt werden kann.
Exkurs Zwerchfell oder auch Diaphragma genannt
Das Zwerchfell ist eine Muskel-Sehnen-Platte, die die Brust- und Bauchhöhle voneinander trennt. Es hat die Form einer Kuppel. Wird eingeatmet, zieht sich das Zwerchfell zusammen und flacht in Richtung Bauchraum ab. Der Brustraum wird größer und durch den entstehenden Unterdruck kann Luft hineinströmen. Beim Ausatmen entspannt sich das Zwerchfell. Dieses kuppelförmige Gebilde formt sich nun in Richtung Brustraum. Der Bauchraum und die dortigen Organe bekommen mehr Platz.
Also…Mund zu!
Zusätzliche grundsätzliche Vorteile
Bereits die Steinzeitmenschen hatten die Vorteile der Nasenatmung erkannt. Schließlich hat Mutter Natur es so eingerichtet, dass
- die Atemluft beim Einströmen über die Nase reguliert wird
- die Luft fast bis auf Körpertemperatur angewärmt und angefeuchtet wird und das gefällt der Lunge
- die Nase durch die Flimmerhärchen in den Schleimhäuten Giftstoffe, Schmutz – und Staubpartikel filtert
- direkt Gefahren in der Luft und z.B. in der Nahrung durch den Geruch wahrgenommen werden (Kennst Du nicht auch Menschen, die an der Milch riechen, bevor sie sich diese in den Kaffee schütten-auch wenn sie gerade aufgemacht worden ist)
- bei der Partnerwahl die Nase immer noch ein gehöriges Wörtchen mitzureden hat, denn man muss sich schon riechen können.
Zusammenfassend gesagt: Wenn der Atemzyklus länger wird, kann mehr Sauerstoff aufgenommen werden. Es müssen weniger Atemhilfsmuskeln arbeiten und damit wird deine Ausdauer größer. Wie geil ist das denn?
Bereits die alten Inder haben erkannt, dass die Nasenatmung gesund ist. So atmen Yogis und Yoginis nur durch die Nase. Langsameres Atem bedeutet hier ein längeres Leben. Die Lebensdauer wird anhand der Anzahl der Atemzüge gemessen.
Klingt logisch, oder? Aber wie stell ich es an?
Jeder, dem dies bisher fremd war und mal versucht hat, nur über die Nase zu atmen, stellt fest, dass dies ganz schön ungewohnt ist. Natürlich wird eine Umstellung so von heute auf morgen nicht funktionieren. Es ist ein Prozess und bedarf einer gewissen Übung. Aber ist die Nasenatmung erstmal im Gehirn angekommen, so lohnt es sich und Du wirst schnell eine positive Veränderung spüren.
Nasenzyklus
Haben wir schon über deinen Nasenzyklus gesprochen? Hm! Ich kann diese nachdenklichen Stimmen förmlich in deinem Kopf sehen. Der Ingenieur des menschlichen Körpers hat das System Nase so ausgerichtet, dass die Nasenschleimhaut wechselseitig anschwillt. Die Nasenlöcher wechseln sich jeweils in ihrem Tun ab. So kann sich eine Seite ausruhen. Alle 2 – 3 Stunden erfolgt dieser Schichtwechsel. Dies wird natürlich unterbrochen, wenn Du erkältet oder krank bist. Erst durch dieses Arbeitszeitmodell kann die Nase ihre 100 %ige Leistung erbringen. Übrigens ist der Nasenzyklus bei Linkshändern halb so lang. Rauchen, Medikamente und Kälte haben einen Einfluss auf diese Systematik und das natürlich nicht im positiven Sinne.
Tipps und Tricks
Nun, ich möchte dir nachfolgend ein paar Tipps an die Hand geben, mit denen Du dir deiner Atmung bewusster werden kannst und mit deren Hilfe Du etwas Positives für dich tun kannst.
1. Achtsamkeit Bauch – oder Brustatmung/ Mund oder Nase
Lege eine Hand auf deinen Bauch und eine Hand auf deine Brust und beobachte für 10 Atemzüge deine Atmung. Spüre die Bewegung deiner Hände aber spüre auch, über welchen Weg die Luft in deinen Körper hineinströmt: Bist Du eher Mund – oder Nasenatmer?
2. Nasenwechselatmung
Dies ist nun eine klassische Übung, die ich dem Yoga entliehen habe. Eigentlich ist es eine Reinigungsübung, um Energiekanäle von Störungen zu befreien. Sie wird erst nach einiger Yoga – Praxis gelehrt, also geh sorgsam mit dem Üben um und höre vor allem auf deinen Körper. Es soll dir gut tun. Hast Du Probleme damit,
breche bitte diese Übung ab.
Beginne, indem Du dich aufgerichtet hinsetzt. Auf den Boden bzw. ein Kissen oder auf die vordere Kante eines Stuhl, damit sich deine Rippen frei bewegen können.
Nun atme mehrmals bewusst und ganz normal ein und aus.
Im Yoga nimmst Du nun deine rechte Hand, legst Zeige – und Mittelfinger nach innen an deinen Daumenballen, und hast damit das klassische Vishnu-Mudra geformt.
Vor deiner nächsten Einatmung legst Du deinen Daumen sanft an die rechteNasenseite und verschließt das rechte Nasenloch. Nun atmest Du über deine linke Nasenseite ein. Anschließend wechselst Du die Finger. Löse den Daumen und lege den Ringfinger an die linke Nasenseite und verschließe das linke Nasenloch. Atme über die rechte Nasenseite aus. Darauf atme über die rechte Seite so wieder ein. Nun wechsle erneut die Finger und atme über links wieder aus. Dies wiederholst Du mehrmals und schließt mit einer Ausatmung über die linke Nasenseite ab.
Daraufhin bleibe noch einen Moment sitzen und spüre nach. Nimm deine Atmung wahr. Spürst Du eine Veränderung? Wie fühlt sich deine Atmung nun an?
3. Krokodil
Im Hinblick auf eine effektive Atmung kann ich dir letztlich noch eine tolle Übung an die Hand geben. Auch diese ist (natürlich) dem Yoga entliehen und nennt sich Makarasana „das Krokodil“.
Hiermit schaffst Du Freiräume in deinem Brustbereich und Beweglichkeit, um deine Atmung effektiver zu gestalten. Es ist eine tolle Übung, um in eine Entspannung zu kommen und wird gern vor der Endentspannung in einer Yogapraxis angewendet.
Lege dich auf den Rücken, stelle deine Füße vor deinem Becken auf und versetzte das Becken leicht nach rechts. Das linke Bein strecke nun aus und stell den rechten Fuß auf das linke Knie. Anschließend lass das rechte Knie achtsam nach links sinken. Deine Arme hast du locker links/ rechts neben deinem Körper auf dem Boden abgelegt. Schau, dass beiden Schultern Kontakt zum Boden haben. Ist dies nicht der Fall, kannst Du gerne das bodennahe rechte Knie mit einem Block, Kissen, o.ä. unterlagern. Dies dient dazu, dass deine Muskulatur wirklich loslassen kann und du nicht angespannt bist.
Mit dem Blick nach rechts (zu deiner dortigen Hand) fokussierst Du dich erneut auf deine Atmung. Spüre die Bewegung in deinem Brustbereich. Wie fühlt sich das an? Atme ruhig und langsam über deine Nase ein und aus. Lass die Ausatmung ruhig bewusst länger werden. Mit der verlängerten Ausatmung aktivierst Du den Parasympathikus und kannst deinen Körper in den Entspannungsmodus bringen. Genieße und konzentriere dich nur auf deine Atmung. Du musst hier keine Leistung bringen, sondern nur wahrnehmen.
Nach drei bis fünf Minuten wechsle die Seite.
Diese Übungen geben dir einen kleinen Einblick, wie Du mit deiner Atmung umgehen kannst und welche vielfältigen Möglichkeiten vorhanden sind, diese zu trainieren. Schließlich ist die Atmung eine der wichtigsten Optionen, gerade wenn es darum geht, den Körper zu unterstützen, um optimal zu funktionieren bzw. auch tatsächlich entspannen und damit neue Kraft tanken zu können.
Ich bin sehr gespannt, wie sich diese Übungen für dich anfühlen und welche Wirkung sie auf dich haben werden.
Also lass deine Nase nicht links liegen. In diesem Sinne wünsche ich dir allzeit eine freie Nase. Inhale – Exhale ….
Namaste
Dein Michael