Untertitel: Die Lehre yogischer Prinzipien auf praktische Art und Weise
Nun…es ist seit einiger Zeit soweit, dass ich die Ausbildung als Yoga-Lehrer erfolgreich abgeschlossen habe. Die eigene Praxiserfahrung ist jedoch immer noch in vollem Gange. Täglich lerne ich mehr. Und mit zunehmender Dauer verstehe ich nach und nach die yogischen Prinzipien, die Patanjali und seine gelehrten yogischen Freunde sowie die zahlreichen göttlichen Begleitungen, einschließlich meiner Freunde Ganesha, Shiva und Hanuman, vermitteln.
Regelmäßig stehe ich vor größeren und kleineren Aufgaben, um meine sozialen und persönlichen Kompetenzen zu verfeinern. So kann ich erkennen, ob ich diese Prinzipien annehmen kann oder ob es Nachholbedarf gibt. Und natürlich gibt es immer Nachholbedarf.
Pantanjali war offensichtlich der Meinung, er müsse mich in meinem Urlaub im Allgäu vermehrt auf die Probe stellen. So sorgte er möglicherweise dafür, dass mein körperliches Befinden etwas angeknackst wurde und ich mich während eines morgendlichen Läufchens am Oberschenkel gezerrt habe. Und natürlich geschah dies an der weit entferntesten Stelle unserer Ferienwohnung. So war der Weg zurück sehr beschwerlich und schmerzhaft. Ich musste selten so vielen frühmorgendlichen Gassigängern, die mich eines komischen Blickes würdigten, ein „Moin“ oder „Servus“ entgegenbringen. Ich muss ja zugeben, dass mit dem „Moin“ ist im tiefsten Allgäu jetzt nicht ganz so passend, aber schlimmer wäre meiner Meinung nach / ein hessisches „Morsche“ oder „Ei Gude“ gewesen.
Der Beginn der logischen Lehre
Endlich in der Wohnung angekommen, fiel ich wie ein angeschossener Hirsch in die Duschkabine und ließ mir zum Trotz eine extra kalte Portion Wasser über den ausgemergelten Körper laufen. Frisch geduscht und mit mehreren Metern Kinesiotape zusammengeklebt, lief der weitere Tag aus sportlicher Sicht ziemlich unbefriedigend aus.
Die Bewegungseinheiten an den folgenden Morgenden versprachen nun sehr yogisch auszufallen. Irgendwie musste Bewegung in den Körper und den jammernden Geist hineinkommen. Und eine yogische Praxis lässt sich unter allen Umständen integrieren, egal in welcher Verfassung diese grobstoffliche menschliche Hülle sich gerade befindet.
Und etwas bewegte sich
Offensichtlich fanden diverse Stubenfliegen Gefallen an dieser Art, denn sie merkten, dass der Mensch sich wenig und langsam bewegte und witterten die Gunst der Stunde. Und als ich bei einem Kopfstand schon von der Ferne ein lautes Bssss….. wahrnahm, wurde mit klar, dass meine Geduld auf die Probe gestellt werden würde. Trotz schwerer Verletzung gelang es mir, mich mit meinem Zebratape auf der Rückseite des linken Oberschenkels in den Kopfstand zu hieven. Ich war unendlich dankbar, dass mein Gleichgewichtssinn mitgespielte. Und kurzzeitig habe ich die Fliege vergessen, die doch ihren Anflug in der Ferne schon angekündigt hat. Mir war nicht bewusst, dass sie durch einen unbekannten „Fluglotsen“ im Fliegentower schon die Erlaubnis zur Landung bekommen hat.
Und zack war es soweit. Gerade als meine Beine in Richtung Himmel zeigten und ich kurz davor war, meine Kundalini in Richtung Fußzehen aufsteigen zu lassen, verspürte ich ein zärtliches Kribbeln auf meiner Nasenspitze. Das Herumgetrampel dieser sechs kleinen Fliegenbeinchen auf meinem Riechorgan hatte Auswirkungen, als ob eine afrikanische Elefantenherde geradewegs neben meiner ausgerollten Yogamatte in den Fluchtmodus schaltete. Mein zartes männliches Gebilde in Form eines Kopfstandes begann wie ein Turm von Bauklötzen zu wackeln.
Selten habe ich so viel Muskeln angesteuert, um den drohenden Einsturz zu vermeiden. Und nach einem inneren lauten „Puh“ war ich der Meinung, dies habe tatsächlich vermeiden zu können und die Stabilität wiedergefunden zu haben. Zurückgekehrt zur natürlichen Atmung, wurden nun seitens des Flughafenmitarbeiters die Landebahnen 2 und 3 auf meinem rechten Ohr und meinem linken Augenlid freigegeben und ich sah schmerzvoll in die vor mir liegende Zukunft.
Es musste so kommen…
Die Kumpels von Puck, keine Ahnung wie die nun wieder hießen, ließen sich mit Getose auf den entsprechenden Körperteilen nieder. Mein Bauchnabel drehte sich wie ein Brummkreisel vor meinen Augen nach links und rechts und so kam es, wie es kommen musste. Mit einem lauten Rumms stürzte der fleischige männliche Turm gegen den Bettpfosten, um sodann mit einem Kick gegen den Heizkörper rücklings auf dem Boden zum Erliegen zu kommen.
Die drei kleinen Stubenfliegen fühlten sich offenbar kurz aufgeschreckt. Sie waren sehr erbost und nachdem ich schmerzverzerrt einige Unmutsäußerungen von mir gab, begaben sie sich, als hätten sie sich abgesprochen, wieder zurück auf ihre ursprünglichen Landepositionen. Ich meine sogar ein ausgelassenes Grinsen in ihren Fliegengesichtern vernommen zu haben.
…und es musste so (gut) enden.
Ahimsa, das Prinzip der Gewaltlosigkeit, geriet nun für einen ganz kurzen Moment in Vergessenheit. Ich hatte Gedanken im Kopf, die ich hier nicht ausdrücken möchte, da ich ansonsten völlig zurecht, erneut meine Prüfung als Yoga-Lehrer hätte nachholen müssen.
Nach diesem grausamen mentalen Anfall schien Patanjali ein geistiges Machtwort in mir gesprochen zu haben und ich akzeptierte diesen Moment und diese Lehrstunde der Gelassenheit und der tandrischen Prinzipien.
OM sri hanumate namaha und ein fröhliches Namaste
Euer Michael