Untertitel: Einfach mal die Füße hochlegen
Es gibt Zeiten, da fühle ich mich wie ein Hamster im Hamsterrad, nachdem er eine Tafel 90 %iger Zartbitterschokolade gefuttert hat. Ich bin im Dauermodus und muss alle Aufgaben, die mir in den Sinn kommen, sofort erledigen. Dabei ist es völlig egal, wie lange das dauert. Kommt dir diese Situation bekannt vor?
Doch diese Phase hält meist nicht lange an. Je länger diese Zeit fortschreitet, desto intensiver merke ich, dass ich immer unproduktiver werde und sich Fehler einschleichen. Wahrhaben will ich dies jedoch nicht, also arbeite ich weiter bis ich anderweitig gebremst werde. Und das ist auch gut so. Wer weiß, wozu dies noch geführt hätte.
Da fällt mir eine passende Aussage ein: „Der Magen meldet sich wenn er leer ist und Hunger hat. Doch beim Gehirn gibt es keinen solchen Mechanismus.“ Hm…mal kurz drüber nachdenken?
Und noch ein Zitat könnte ich anbieten: „Nichts bringt uns auf unserem Weg besser voran als eine Pause (Elisabeth Barrett Browning).“
Hört sich beim ersten Mal lesen komisch an. Aber sobald sich das inzwischen energiegeladene Gehirn dazu einschaltet, ergibt es für mich Sinn.
Doch woran erkenne ich, dass es Zeit wird, eine Pause einzulegen?
Hier sind einige Anzeichen, die dafür sprechen, eine Pause einzulegen:
- Deine Konzentration lässt nach … es fällt dir schwer mitzudenken und zuzuhören.
- Du bist leichter reizbar und schneller genervt.
- Deine Motivation hat sich verabschiedet. Die Aufgaben gehen dir schwer von der Hand und du kommst sehr langsam voran.
- Müde bist du. Deine Augen fallen zu. Ein Königreich für ein Bett.
- Ehrgeiz ist dir gerade zum Fremdwort geworden. Du willst nur noch fertig werden. Die Qualität deiner Arbeit leidet. Egal wie das Ergebnis ausfällt, Hautsache weg damit.
- Du machst nicht zu übersehende Fehler.
Hm…so einiges kommt mir auf Anhieb bekannt vor und hat mir schon ein kleines Schmunzeln aufs Gesicht gezaubert. Es sind immer wieder spannende Momente, sich in einer Besprechung zu erwischen, wo man mal so gar nichts vom Inhalt dieses Meetings mitgeboten hat.
Wusstet du, dass die Ermüdung umso schneller zunimmt, je länger man wartet? Es ist also eine klassische Abwärtsspirale, die nur durch eine Pause aufgehalten werden kann. Und es ist auch kein Zeichen von Engagement, Arbeitseinsatz und Leistungswillen bis zur völligen Erschöpfung zu arbeiten. Anfangs wird man vielleicht noch kurz bewundert. Doch wenn sich die ersten Fehler eingestellt haben, ist es mit dem Ruf des Helden der Arbeit schnell vorbei und damit entsteht mehr Stress, Unzufriedenheit und zusätzlich noch gesundheitliche Probleme.
Doch was ist eigentlich eine Pause?
Definitionsgemäß ist dies die Unterbrechung einer Tätigkeit, die der Erholung bzw. Regeneration dient.
Also damit ist nicht die Mittagspause gemeint, in der du dein Brot vor dem Computer futterst und weiter fleissig E‑Mails beantwortest. Eine Pause ist „harte Arbeit“ (schönes Wortspiel, oder? Ich hätte gern ein Lob – Danke)
Wer regelmäßig Pausen einlegt, arbeitet produktiver und kreativer. Und das sollte einen Arbeitgeber freuen. Du machst somit Pause, um besser arbeiten zu können.
Wissenswertes
Unser menschliches Gehirn durchläuft sowohl im Schlaf als auch im Wachzustand zyklische Konzentrationsphasen. Nach 90 – 100 Min. werden wir müde und die Aufmerksamkeit und Konzentration sinkt. Jetzt ist es an der Zeit, die Reissleine zu ziehen.
Wusstest du, dass sich ein normaler Büromensch nur ca. 11 Minuten ununterbrochen einer Aufgabe widmen kann, bevor er abgelenkt wird? Und es wird ca. 25 Minuten dauern bis er sich seiner ursprünglichen Aufgabe wieder widmet.
Pausen sind gut und sinnvoll. Doch wie lang sollte so eine Pause sein? Verdammt gute Frage. Hängt natürlich ein bisschen von deinen Rahmenumständen ab. Bist du mitten in einem Vortrag oder einem Meeting kannst du dir nicht plötzlich eine kleine Pause genehmigen und in deinen Apfel beißen.
Grundsätzlich kann man zwischen Mikropausen, Kurzpausen und Maxipausen unterscheiden. Und alle 4 Stunden ist eine längere Ruhepause zu Erholung sinnvoll.
Mikropause
Eine Mikropausen dauert bis zu 5 Minuten. Also wenn es mal schnell gehen muss. Du bist unter Stress und merkst, dass gerade nichts mehr geht, aber die Präsentation muss noch vor dem Mittag fertig werden. 5 Minuten hören sich jetzt nicht gerade lang an. Positiv gedacht sind es aber 300 Sekunden. Das hört sich schon viel besser an.
Also in 300 Sekunden kannst du:
- 10 Kniebeugen machen (oder lieber Liegestütz) oder…
- Dich recken und strecken und Kurz-Yoga-Session auf deinem Bürostuhl hinlegen oder…
- Walk-Out. Steh einfach auf und geh zu deinem Bürofenster. Schicke deinen Blick in den Park, um deine Gedanken auf einen mentalen Spaziergang zu schicken oder…
- Federn. Stell dich hüftbreit hin und beginne aus den Knien heraus zu federn. Arme und Schultern bleiben locker. Hierdurch löst du Anspannungen und gönnst deinem Fasziensystem einen Kurzurlaub oder…
- Gesichtsaerobic. Entspanne deine Gesichtsmuskeln und mache ein Zitronengesicht. Ziehe die Augen zusammen, rümpfe die Nase und press die Lippen aufeinander (so als ob gerade herzhaft in eine saure Zitrone gebissen hast) – halte dieses Gesicht für einen Moment und entspanne nun deine Gesichtsmuskeln. Ein herrliches Fitnessprogramm für deine Gesichtsmuskulatur. Aber lass das bloß nicht deine Kollegen sehen – wobei dies wieder für einige Lacher sorgen könnte.
Kurzpause
Hast du mehr Zeit zur Verfügung, solltest du diese auch nutzen und eine bis zu 15 Min. lange Kurzpause einlegen. Multipliziert man nun 15 mit 60 Sekunden ist es kaum vorstellbar, was du in dieser Zeit alles so anstellen könntest:
- 30 Kniebeugen sind locker drin (oder vielleicht 15 Kniebeugen und 15 Liegestütz) oder
- Führe Rücken-Streck-Dreh-dich-Verwöhnprogramm durch (sitzend oder am besten im Stehen) oder
- Gehe etwas durch die Büroräume, um vielleicht ein kleines Schwätzchen mit dem Kollegen von nebenan zu halten oder
- Futtere achtsam deine Banane, Nüssen oder doch lieber einer Portion Quark, um deinem Gehirn für die Zeit bis zur Mittagspause neue Energie anzubieten oder
- Bereite dir genüßlich einen Tee oder Kaffee zu und genieße ihn oder
- Geh in die Teeküche und lasse dir abwechseln kaltes und warmes Wasser über deine Arme bzw. deinen Puls laufen (bitte mit kaltem Wasser abschließen – und viele Grüße von Herrn Kneipp)
Maxipause
Und es ist kaum vorstellbar, aber solltest du tatsächlich länger als 30 Minuten zur Verfügung haben, das ist meist in der Mittagspause der Fall, dann bietet dieses Zeit dir fast unerschöpfliche Möglichkeiten (ok, den alten Filmklassiker Ben Hur wirst du nicht schauen können).
Wichtig jedoch: Ausfallen lassen ist keine Option! Deine Suppe vor dem PC zu schlürfen ist ineffektiv, unproduktiv und du bekleckerst aller Wahrscheinlichkeit nach deine Tastatur oder wichtige Dokumente. Also…
- Mache 60 Kniebeugen (oder vielleicht 30 Kniebeugen und 30 Liegestütz oder doch lieber 20 Kniebeugen, 20 Liegestütz und 20 Burkes oder oder oder) oder
- Geh mit deinen Kollegen in die Kantine essen oder
- Iss sonst allein und genüßlich dein Mittagessen und genieße die Ruhe (Kopfhörer aufs Ohr und Ruhe ist) oder
- Raus mit dir in den Park oder auf die Straße und beweg dich einige Meter oder
- Tausche mit deiner Kollegin einige Witze aus. Lachen lenkt von den Problemen ab, baut Stress ab und stärkt die Abwehrkräfte. Zudem hebt es die Stimmung und Glückshormone werden ausgeschüttet. Körperlich gesehen kann es sogar den Blutdruck senken und Schmerzen lindern. Wir lachen einfach viel zu wenig in dieser Zeit.
Auch das ein oder andere Selbstgespräch ist durchaus erlaubt. Ja, ich weiß was du denkst. Nein, das ist mal so gar nicht bekloppt. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass kurze Selbstgespräche den Geist klären und Probleme leichter gelöst werden können. Also lad dich doch mal zu einem netten Gespräch ein.
Einige Ideen für die Gestaltung deiner Pause morgen, übermorgen und überübermorgen hast du nun bekommen. Sei einfallsreich und gestalte deine Pause immer mal wieder anders und du wirst sehen: Pausen zu machen ist sinnvoll und gar nicht so schlimm.
Atmen in der Pause
Ein Thema und eine Idee, die du in deine Pausengestaltung mit einbauen kannst: Atmen. Ein bewusstes Ein – und Ausatmen (leg dabei deine Hände auf deinen Bauch) ist gut gegen Stress und Frust.
Du kannst auch mal die 4–6‑8 Methode anwenden:
Stell dich gerade hin, schließe die Augen, atme langsam und tief ein und aus. Bei der Einatmung durch die Nase zählst du bis 4. Nun halte die Luft an und zähle bis 6. Atme durch den Mund langsam wieder aus und zähle bis 8. Dies wiederhole 5 mal und du wirst sehen, das die Welt danach etwas anders aussieht. Diese Atemübung wirkt wie ein Energie-Booster.
Fazit
Mit meinen Anregungen könnte es dir gelingen, besser durch den Arbeitsalltag zu kommen, Pausen lieben und schätzen zu lernen sowie effektiv zu gestalten. Du wirst sehen, dass sich dein Gehirn und Körper direkt bei dir bedanken werden. Lieben Gruss von mir.
Ich bin sehr gespannt auf deine Erfahrungen. Es wäre schön, wenn wir uns bei deiner nächsten Pause bei einem kleinen Spaziergang im Park treffen und du mir davon berichten würdest
.
In diesem Sinne…ich mache jetzt Pause.
Zauberhafte Grüße
Dein Michael