Tipp des Monats September: Ayurveda – macht es Sinn oder kann es weg? Teil 2

 

 

Unter­ti­tel: Zwing dir selbst nichts auf, nur weil es gut sein soll

Ok, wenn ich schon in mei­nem ers­ten Ayur­ve­da – Blog schrei­be, dass es sich um Teil 1 han­delt, muss zwangs­läu­fig auch ein zwei­ter Teil fol­gen. 

Über Ayur­ve­da gibt es eigent­lich viel zu schrei­ben. Das Her­aus­for­dern­de für mich ist jedoch, dass es ver­ständ­lich und leicht umzu­set­zen sein muss. Je tie­fer man in die Mate­rie ein­taucht, des­to kom­ple­xer wird es. 

Sinn­voll ist es, sich vor Augen zu füh­ren, dass Leben die Ein­heit von Kör­per, Sin­nen sowie Ver­stand und der See­le ist. 

Ziel der ayur­ve­di­schen Heil­kunst ist die Ver­mei­dung von ernst­haf­ten Krankheiten

  • indem ver­sucht wird, den Aus­lö­ser der Erkran­kung zu verstehen
  • ers­te, unspe­zi­fi­sche Anzei­chen dafür zu erkennen
  • die Grund­la­gen für den Aus­bruch der Krank­heit zu ent­zie­hen. 

Ins­ge­samt spielt die Ernäh­rung und die eige­ne Lebens­wei­se die ent­schei­den­de Rol­le. Nur wenn die­se Fak­to­ren grund­le­gend Beach­tung fin­den, ist es mög­lich, unge­sun­de Gewohn­hei­ten aufzugeben.

Um dir wei­te­re ayur­ve­di­sche Tipps für dei­nen All­tag zu geben, muss du nicht zwangs­läu­fig tie­fer in die Theo­rie ein­stei­gen. Den­noch möch­te ich eini­ge Din­ge vor­an­stel­len, um so sich selbst gegen­über erklä­ren zu kön­nen: War­um mache ich das eigentlich?

 

Doshas

Viel­leicht hast du schon von Vata, Pit­ta und Kapha gehört.

Die­se Begrif­fe bezeich­nen die drei Doshas im Ayur­ve­da. Dosha ist die Beschrei­bung in der alten indi­schen Spra­che Sans­krit, die mit „Ener­gie­mus­ter“ umschrie­ben wer­den kann.

Wir wer­den mit all die­sen Doshas gebo­ren. Sie sind bei jedem unter­schied­lich ver­teilt, wie ein DNA-Mus­ter oder ein Fin­ger­ab­druck. Zudem hängt die­se Ver­tei­lung noch von ande­ren Fak­to­ren ab wie z.B. der Tages­zeit, Jah­res­zeit oder ande­ren per­sön­li­chen Umstän­den. Machst du heu­te einen Selbst­test, kann die Zusam­men­set­zung dei­ner Doshas mor­gen schon wie­der anders aus­se­hen. Das macht es so spannend.

Somit sind zwar alle drei Doshas in dir vor­han­den, jedoch in unter­schied­li­chen Gewich­tun­gen. Mal über­wiegt eins, mal zwei die­ser Ener­gie­mus­ter gemein­sam. Dies macht dei­ne indi­vi­du­el­le ayur­ve­di­sche Kon­sti­tu­ti­on aus.

In fast jeder Frau­en­zeit­schrift gibt es einen Selbst­test, mit dem es dir angeb­lich mög­lich sein soll­te her­aus­zu­fin­den, was für ein Ener­gie­typ du bist. Doch dies ist nur eine Moment­auf­nah­me. 

Ich möch­te dir noch die Bedeu­tung der ein­zel­nen Doshas näher brin­gen. Viel­leicht bekommst du auf­grund des­sen ein Idee, wel­che Doshas bei dir über­wie­gen. 

 

Vata

So ist das Dosha Vata mit Wind umschreib­bar. Vata umfasst alles, was kalt, tro­cken oder leicht ist. Auch Bewe­gun­gen wer­den durch Vata gesteu­ert. Vata hat einen Ein­fluss auf unser Ner­ven­sys­tem und Aus­schei­dun­gen wer­den durch die­se Ener­gie­form ange­regt. Bist du also immer in Bewe­gung und aktiv, fängst vie­le Din­ge an und bringst sie nicht zu Ende oder kommst nicht zur Ruhe, bist du ein Vata – Typ. Das klingt ja nun alles ziem­lich nega­tiv. Vata-Men­schen sind aber auch krea­tiv, aus­drucks­voll und sen­si­bel. 

 

Pitta

Pit­ta ist gleich­zu­set­zen mit Feu­er. Hei­ßes, Nas­ses aber auch Brenn­ba­res sind hier­un­ter ein­zu­ord­nen. Unser Stoff­wech­sel wird durch Pit­ta regu­liert, d.h. die Ver­dau­ung ist unmit­tel­bar davon betrof­fen. Die Nah­rung wird sozu­sa­gen im Ver­dau­ungs­feu­er „Agni“ ver­brannt. Bei die­sem Typ ist „Agni“ sehr aktiv, was oft­mals zu Durch­fäl­len führt. Pit­ta-Typen haben zudem eine gute Durch­blu­tung. Sind sind dyna­misch und ent­schlos­sen, kön­nen jedoch auch aggres­siv und eigen­sin­nig sein. 

 

Kapha

Zu guter Letzt gibt es noch den Begriff Kapha. Kapha steht für das Schwe­re und kal­te Ele­ment. Kapha sorgt für Sta­bi­li­tät, Struk­tur aber auch Feuch­tig­keit. Die typi­sche Kapha-Mensch ist stäm­mig gebaut. Er hat eine schlech­te Durch­blu­tung. Sein Appe­tit ist regel­mä­ßig aber sein Stoff­wech­sel doch trä­ge. Men­schen die­ses Dosha-Typen lei­den unter Feuch­tig­keit und Wär­me. Sie sind emo­tio­nal, ruhig, zufrie­den und ver­läss­lich. Jedoch fällt ihnen das los­las­sen schwer. 

 

So viel zu den Doshas und deren kur­zer Beschrei­bung. Damit sind wir schon sehr in die ayur­ve­di­sche Leh­re ein­ge­stie­gen und soll­ten schnell wie­der zu den Tipps für dei­nen All­tag kom­men. Vor­weg schi­cken möch­te ich, dass du die­se Anre­gun­gen natür­lich nicht alle eins zu eins umset­zen musst. Dies ist im All­tag auch nur schwer­lich mög­lich. Aber viel­leicht gelingt es dir, den ein oder ande­ren Hin­weis zu befol­gen und aus­zu­pro­bie­ren, um zu sehen, wel­che Wir­kung sich ein­stellt. Ist es ange­nehm, dann mach es öfter. Falls nicht, pro­bie­re etwas ande­res aus. Dar­um geht es und nur so macht das mei­nes Erach­tens auch Sinn. 

 

Tipps für dein ayurvedisches Leben

Nun kom­men wird tat­säch­lich zu den Tipps:

  1. Haupt­mahl mit­tags essen 

Mit­tags ist dein Ver­dau­ungs­feu­er am stärks­ten. Aus ayur­ve­di­scher Sicht ist es daher sinn­voll, zu die­sem Zeit­punkt die Haupt­mahl­zeit des Tages zu sich zu neh­men. Dabei soll­test du dich nicht völ­lig satt essen. Ein Drit­tel des Magens darf leer blei­ben, d.h. dein Essen soll­te unge­fähr so groß sein wie zwei Hand­flä­chen. Es soll­te kein Völ­le­ge­fühl ent­ste­hen. 

Und… iss nur, wenn du auch wirk­lich das Gefühl „Hun­ger“ hast. In unse­rer heu­ti­gen Wohl­stands­ge­sell­schaft und bei stän­dig ver­füg­ba­ren Nah­rungs­mit­teln, Snacks, Süßig­kei­ten, etc. ist die­ses Gefühl sehr trü­ge­risch. Ist es Hun­ger oder nur Appe­tit auf etwas Süßes? Um dies her­aus­zu­fil­tern, kann ein Glas war­mes Was­ser Wun­der wir­ken. Wenn die­ses Gefühl „Hun­ger“ danach immer noch um die Ecke guckt, könn­te es tat­säch­lich sein, dass du etwas essen soll­test. 

Die­ses Essen darfst du genießen…im Sit­zen. Nimm dir Zeit dafür und wür­di­ge die­se Nah­rungs­mit­tel. Lang­sam kau­en (20 mal pro Bis­sen) hilft zudem und du wirst schnel­ler satt. 

Essen to go oder mal eben eine Stul­le zwi­schen Tür und Angel sind ungüns­tig. Ja ich weiß, manch­mal denkt man, es geht nicht anders. Auch ich muss mich dazu beken­nen, dass ich immer mal wie­der gern, ste­hend in der Küche, ein Stück Käse­ku­chen ver­schlin­ge (:-) grins), bevor ich zum nächs­ten Ter­min het­ze. 

Übri­gens kann war­mes Essen dein Kör­per aus ener­ge­ti­schen Aspek­ten her­aus gese­hen viel bes­ser ver­ar­bei­ten als Kal­tes. Das Ver­dau­ungs­feu­er muss nicht so aktiv sein, wenn dein Essen schon eine bestimm­te Tem­pe­ra­tur hat. So ver­hält es sich auch mit Geträn­ken. Viel war­mes Was­ser ist för­der­lich für dei­ne Ver­dau­ung und dein Wohl­ge­fühl. Pro­bie­re es mal aus. Gera­de mor­gens ist dein Magen dank­bar für zwei Glä­ser war­mes Was­ser, bevor er mit dir in den All­tag startet.

 

2. Fri­sche Lebensmittel

Eigent­lich ist es schon eine Selbst­ver­ständ­lich­keit, dass fri­sche Lebens­mit­tel ver­ar­bei­tet wer­den soll­ten. So weißt du, was in die Pfan­ne kommt und kannst den Salz – oder Zucker­ge­halt sel­ber beein­flus­sen. Sind die­se Lebens­mit­tel dazu noch regio­nal, bekommst du 3 Stern­chen in dein Haus­auf­ga­ben­heft. Außer­dem freut sich der Bau­er in dei­ner Nähe, wenn du von ihm direkt dei­ne Kar­tof­feln, Karot­ten oder Eier kaufst. Alle ande­ren Vor­tei­le erspa­re ich mir an die­ser Stel­le, das wür­de ein­deu­tig den Rah­men spren­gen. Also Dosen­fut­ter und Fer­tig­mahl­zei­ten pas­sen mal so gar nicht in die­ses Kon­zept. 

 

3. Obst ist eine eigen­stän­di­ge Mahlzeit

Ayur­ve­disch gese­hen soll­te man Obst nicht mit ande­ren Lebens­mit­teln kom­bi­nie­ren, son­dern die­se als eigen­stän­di­ge Mahl­zeit betrach­ten und zu sich neh­men. Obst ist für unser Ver­dau­ungs­sys­tem schwer zu ver­ar­bei­ten, so dass wei­te­re Lebens­mit­tel dazu füh­ren wür­den, die­sen Pro­zess zu ver­lang­sa­men und zu erschwe­ren. 

 

4. Letz­te Mahl­zeit des Tages

Damit dein Kör­per in die nächt­li­che Ruhe­pau­se (die er nicht wirk­lich macht, denn nachts lau­fen wei­ter­hin diver­se Stoff­wech­sel­pro­zes­se etc. ab) gehen kann, wird im Ayur­ve­da dazu gera­ten, die letz­te Mahl­zeit des Tages nicht nach 19:30 Uhr zu essen. Und jeder weiß, wie es sich anfühlt, nach dem Ver­schlin­gen eines XL – Ham­bur­gers ins Bett zu gehen. Die Nacht ist dann meis­tens eher unru­hig und nicht wirk­lich erhol­sam. 

 

5. Kaf­fee

Grund­sätz­lich unter­sagt Ayur­ve­da dir nicht, dei­nen mor­gend­li­chen Kaf­fee zu trin­ken. Dein Kaf­fee­ge­nuss soll­te sich jedoch in Maßen hal­ten. Auch hier­zu brau­che ich kei­ne Aus­füh­run­gen mehr zu machen, es liegt auf der Hand. Und hier­in ein­ge­schlos­sen sind auch schwar­zer und grü­ner Tee sowie aber auch Matcha­tee (der weit­aus mehr Kof­fe­in ent­hält als Kaf­fee). Klar ent­hal­ten die­se Geträn­ke vie­le gesun­de Wirk­stof­fe, aber die Wir­kung von Kof­fe­in bzw. Tein­ge­halt wird zumeist unterschätzt.

 

6. Gewür­ze

 

Natür­lich gibt es das ein oder ande­re Gewürz, das dei­nen Kör­per gut unter­stützt, um z.B. ein Dosha anzu­re­gen oder etwas zu bremsen.

So wir­ken fri­scher Ing­wer, Kur­ku­ma, bestimm­te Pfef­fer­sor­ten (z.B. lan­ger Pfef­fer) und Senf­kör­ner för­dern für dei­ne Ver­dau­ung. Hast du jedoch eine sehr gut funk­tio­nie­ren­de Ver­dau­ung (z.B. bei einem Vita-Typ) könn­te dies auch nega­ti­ve Aus­wir­kun­gen haben. 

 

 

7. Abend­li­che Rituale

Um nach der letz­ten Mahl­zeit den Kör­per auf die Nacht vor­zu­be­rei­ten, ist Ent­span­nung ein wesent­li­cher Aspekt. So wirkt ein abend­li­cher Spa­zier­gang, ein war­mes Bad oder das Schmö­kern in einem Buch Wun­der. Mit die­sen Ein­drü­cken kommst du schnel­ler in den Nacht­mo­dus und dein Schlaf wird eine neue Qua­li­tät erfah­ren. 

Fern­seh­schau­en, lau­te Musik und sons­ti­ge auf­re­gen­de Din­ge sind kon­tra­pro­duk­tiv und füh­ren dazu, dass sich dei­ne Gedan­ken in der hori­zon­ta­len Lage immer wie­der auf­bäu­men und dein Schlaf unru­hig wird. 

An die­ser Stel­le möch­te ich auch erwäh­nen, dass sich dein Kör­per über klei­ne Pau­sen in dei­nem Tages­ab­lauf sehr freu­en wird. Ich den­ke über das The­ma Pau­sen im All­tag ist ein Arti­kel über­fäl­lig. 

 

8. Auch das noch

Begibt man sich in eine ayur­ve­di­sche Behand­lung (z.B. eine Pan­chak­ar­ma-Kur) so wird für den Arzt dei­ne Aus­schei­dun­gen von beson­de­rem Inter­es­se sein. Anhand der Kon­sis­tenz, der Far­be und Häu­fig­keit kann die­ser u.a. Rück­schlüs­se auf dei­ne Stoff­wech­sel­vor­gän­ge zie­hen. Du selbst soll­test dies im all­täg­li­chen Leben eben­falls im Blick haben. Allein an der Far­be des eige­nen Urins kann man beur­tei­len, ob man aus­rei­chend getrun­ken hat. Ist die­ser von hell­gel­ber Far­be soll­te dies aus­rei­chend der Fall sein. Ein Rat die­ser alt­in­di­schen Leh­re besagt zudem, dass du natür­li­che Vor­gän­ge im Kör­per nicht zurück­hal­ten solltest.

Drück dir „etwas“ auf die Bla­se, so kom­men die­sem Bedürf­nis nach, um dein Gleich­ge­wicht in dem Sys­tem Kör­per wie­der ins Lot zu brin­gen. Und auch ein herz­haf­tes Gäh­nen kann manch­mal Wun­der bewir­ken. Übri­gens ist sich die Wis­sen­schaft noch nicht so ganz einig, war­um wir gäh­nen. Dach­te man frü­her, dass dadurch ver­mehr Sau­er­stoff ins Gehirn geflu­tet wird, so hal­ten es Chas­mo­lo­gen (Wis­sen­schaft­ler, die das Gäh­nen erfor­schen) für wahr­schein­li­cher, dass mit einem beherz­ten Gäh­nen die Tem­pe­ra­tur des Gehirns regu­liert wird. Also lass den Löwen in dir raus!

 

Fazit

So genug schlaue Tipps, wie Du ayur­ve­disch gese­hen dein Leben opti­mie­ren kannst. Es ist Zeit für ein Fazit.

 

Aus Sicht der Yogis ist dein Kör­per ein Tem­pel. Die­sen Tem­pel gilt es gut zu hüten und zu schüt­zen, damit die See­le auch Lust hat, dar­in zu woh­nen. Und jeder Tem­pel ist nun­mal anders, so dass sich jeder die­se unter­schied­li­chen Tipps auf die ein oder ande­re Art aus­wirkt. Du musst also dei­ne eige­nen Pfle­ge – und Bau­maß­nah­men durch­füh­ren, um die Wohn­qua­li­tät für dei­ne See­le hoch zu hal­ten. Pro­bie­re es aus.

Ach ja, Yoga gehört natür­lich auch dazu und ergänzt dein Kon­zept um ein Vielfaches.

Nun bist du dran. In die­sem Sin­ne wün­sche ich dir viel Spaß beim Ausprobieren.

Namas­te

Dein Micha­el

 

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