Tipp des Monats September: Ayurveda – macht es Sinn oder kann es weg? Teil 2

 

 

Unter­ti­tel: Zwing dir selbst nichts auf, nur weil es gut sein soll

Ok, wenn ich schon in mei­nem ers­ten Ayur­ve­da – Blog schrei­be, dass es sich um Teil 1 han­delt, muss zwangs­läu­fig auch ein zwei­ter Teil fol­gen. 

Über Ayur­ve­da gibt es eigent­lich viel zu schrei­ben. Das Her­aus­for­dern­de für mich ist jedoch, dass es ver­ständ­lich und leicht umzu­set­zen sein muss. Je tie­fer man in die Mate­rie ein­taucht, des­to kom­ple­xer wird es. 

Sinn­voll ist es, sich vor Augen zu füh­ren, dass Leben die Ein­heit von Kör­per, Sin­nen sowie Ver­stand und der See­le ist. 

Ziel der ayur­ve­di­schen Heil­kunst ist die Ver­mei­dung von ernst­haf­ten Krankheiten

  • indem ver­sucht wird, den Aus­lö­ser der Erkran­kung zu verstehen
  • ers­te, unspe­zi­fi­sche Anzei­chen dafür zu erkennen
  • die Grund­la­gen für den Aus­bruch der Krank­heit zu ent­zie­hen. 

Ins­ge­samt spielt die Ernäh­rung und die eige­ne Lebens­wei­se die ent­schei­den­de Rol­le. Nur wenn die­se Fak­to­ren grund­le­gend Beach­tung fin­den, ist es mög­lich, unge­sun­de Gewohn­hei­ten aufzugeben.

Um dir wei­te­re ayur­ve­di­sche Tipps für dei­nen All­tag zu geben, muss du nicht zwangs­läu­fig tie­fer in die Theo­rie ein­stei­gen. Den­noch möch­te ich eini­ge Din­ge vor­an­stel­len, um so sich selbst gegen­über erklä­ren zu kön­nen: War­um mache ich das eigentlich?

 

Doshas

Viel­leicht hast du schon von Vata, Pit­ta und Kapha gehört.

Die­se Begrif­fe bezeich­nen die drei Doshas im Ayur­ve­da. Dosha ist die Beschrei­bung in der alten indi­schen Spra­che Sans­krit, die mit „Ener­gie­mus­ter“ umschrie­ben wer­den kann.

Wir wer­den mit all die­sen Doshas gebo­ren. Sie sind bei jedem unter­schied­lich ver­teilt, wie ein DNA-Mus­ter oder ein Fin­ger­ab­druck. Zudem hängt die­se Ver­tei­lung noch von ande­ren Fak­to­ren ab wie z.B. der Tages­zeit, Jah­res­zeit oder ande­ren per­sön­li­chen Umstän­den. Machst du heu­te einen Selbst­test, kann die Zusam­men­set­zung dei­ner Doshas mor­gen schon wie­der anders aus­se­hen. Das macht es so spannend.

Somit sind zwar alle drei Doshas in dir vor­han­den, jedoch in unter­schied­li­chen Gewich­tun­gen. Mal über­wiegt eins, mal zwei die­ser Ener­gie­mus­ter gemein­sam. Dies macht dei­ne indi­vi­du­el­le ayur­ve­di­sche Kon­sti­tu­ti­on aus.

In fast jeder Frau­en­zeit­schrift gibt es einen Selbst­test, mit dem es dir angeb­lich mög­lich sein soll­te her­aus­zu­fin­den, was für ein Ener­gie­typ du bist. Doch dies ist nur eine Moment­auf­nah­me. 

Ich möch­te dir noch die Bedeu­tung der ein­zel­nen Doshas näher brin­gen. Viel­leicht bekommst du auf­grund des­sen ein Idee, wel­che Doshas bei dir über­wie­gen. 

 

Vata

So ist das Dosha Vata mit Wind umschreib­bar. Vata umfasst alles, was kalt, tro­cken oder leicht ist. Auch Bewe­gun­gen wer­den durch Vata gesteu­ert. Vata hat einen Ein­fluss auf unser Ner­ven­sys­tem und Aus­schei­dun­gen wer­den durch die­se Ener­gie­form ange­regt. Bist du also immer in Bewe­gung und aktiv, fängst vie­le Din­ge an und bringst sie nicht zu Ende oder kommst nicht zur Ruhe, bist du ein Vata – Typ. Das klingt ja nun alles ziem­lich nega­tiv. Vata-Men­schen sind aber auch krea­tiv, aus­drucks­voll und sen­si­bel. 

 

Pitta

Pit­ta ist gleich­zu­set­zen mit Feu­er. Hei­ßes, Nas­ses aber auch Brenn­ba­res sind hier­un­ter ein­zu­ord­nen. Unser Stoff­wech­sel wird durch Pit­ta regu­liert, d.h. die Ver­dau­ung ist unmit­tel­bar davon betrof­fen. Die Nah­rung wird sozu­sa­gen im Ver­dau­ungs­feu­er „Agni“ ver­brannt. Bei die­sem Typ ist „Agni“ sehr aktiv, was oft­mals zu Durch­fäl­len führt. Pit­ta-Typen haben zudem eine gute Durch­blu­tung. Sind sind dyna­misch und ent­schlos­sen, kön­nen jedoch auch aggres­siv und eigen­sin­nig sein. 

 

Kapha

Zu guter Letzt gibt es noch den Begriff Kapha. Kapha steht für das Schwe­re und kal­te Ele­ment. Kapha sorgt für Sta­bi­li­tät, Struk­tur aber auch Feuch­tig­keit. Die typi­sche Kapha-Mensch ist stäm­mig gebaut. Er hat eine schlech­te Durch­blu­tung. Sein Appe­tit ist regel­mä­ßig aber sein Stoff­wech­sel doch trä­ge. Men­schen die­ses Dosha-Typen lei­den unter Feuch­tig­keit und Wär­me. Sie sind emo­tio­nal, ruhig, zufrie­den und ver­läss­lich. Jedoch fällt ihnen das los­las­sen schwer. 

 

So viel zu den Doshas und deren kur­zer Beschrei­bung. Damit sind wir schon sehr in die ayur­ve­di­sche Leh­re ein­ge­stie­gen und soll­ten schnell wie­der zu den Tipps für dei­nen All­tag kom­men. Vor­weg schi­cken möch­te ich, dass du die­se Anre­gun­gen natür­lich nicht alle eins zu eins umset­zen musst. Dies ist im All­tag auch nur schwer­lich mög­lich. Aber viel­leicht gelingt es dir, den ein oder ande­ren Hin­weis zu befol­gen und aus­zu­pro­bie­ren, um zu sehen, wel­che Wir­kung sich ein­stellt. Ist es ange­nehm, dann mach es öfter. Falls nicht, pro­bie­re etwas ande­res aus. Dar­um geht es und nur so macht das mei­nes Erach­tens auch Sinn. 

 

Tipps für dein ayurvedisches Leben

Nun kom­men wird tat­säch­lich zu den Tipps:

  1. Haupt­mahl mit­tags essen 

Mit­tags ist dein Ver­dau­ungs­feu­er am stärks­ten. Aus ayur­ve­di­scher Sicht ist es daher sinn­voll, zu die­sem Zeit­punkt die Haupt­mahl­zeit des Tages zu sich zu neh­men. Dabei soll­test du dich nicht völ­lig satt essen. Ein Drit­tel des Magens darf leer blei­ben, d.h. dein Essen soll­te unge­fähr so groß sein wie zwei Hand­flä­chen. Es soll­te kein Völ­le­ge­fühl ent­ste­hen. 

Und… iss nur, wenn du auch wirk­lich das Gefühl „Hun­ger“ hast. In unse­rer heu­ti­gen Wohl­stands­ge­sell­schaft und bei stän­dig ver­füg­ba­ren Nah­rungs­mit­teln, Snacks, Süßig­kei­ten, etc. ist die­ses Gefühl sehr trü­ge­risch. Ist es Hun­ger oder nur Appe­tit auf etwas Süßes? Um dies her­aus­zu­fil­tern, kann ein Glas war­mes Was­ser Wun­der wir­ken. Wenn die­ses Gefühl „Hun­ger“ danach immer noch um die Ecke guckt, könn­te es tat­säch­lich sein, dass du etwas essen soll­test. 

Die­ses Essen darfst du genießen…im Sit­zen. Nimm dir Zeit dafür und wür­di­ge die­se Nah­rungs­mit­tel. Lang­sam kau­en (20 mal pro Bis­sen) hilft zudem und du wirst schnel­ler satt. 

Essen to go oder mal eben eine Stul­le zwi­schen Tür und Angel sind ungüns­tig. Ja ich weiß, manch­mal denkt man, es geht nicht anders. Auch ich muss mich dazu beken­nen, dass ich immer mal wie­der gern, ste­hend in der Küche, ein Stück Käse­ku­chen ver­schlin­ge (:-) grins), bevor ich zum nächs­ten Ter­min het­ze. 

Übri­gens kann war­mes Essen dein Kör­per aus ener­ge­ti­schen Aspek­ten her­aus gese­hen viel bes­ser ver­ar­bei­ten als Kal­tes. Das Ver­dau­ungs­feu­er muss nicht so aktiv sein, wenn dein Essen schon eine bestimm­te Tem­pe­ra­tur hat. So ver­hält es sich auch mit Geträn­ken. Viel war­mes Was­ser ist för­der­lich für dei­ne Ver­dau­ung und dein Wohl­ge­fühl. Pro­bie­re es mal aus. Gera­de mor­gens ist dein Magen dank­bar für zwei Glä­ser war­mes Was­ser, bevor er mit dir in den All­tag startet.

 

2. Fri­sche Lebensmittel

Eigent­lich ist es schon eine Selbst­ver­ständ­lich­keit, dass fri­sche Lebens­mit­tel ver­ar­bei­tet wer­den soll­ten. So weißt du, was in die Pfan­ne kommt und kannst den Salz – oder Zucker­ge­halt sel­ber beein­flus­sen. Sind die­se Lebens­mit­tel dazu noch regio­nal, bekommst du 3 Stern­chen in dein Haus­auf­ga­ben­heft. Außer­dem freut sich der Bau­er in dei­ner Nähe, wenn du von ihm direkt dei­ne Kar­tof­feln, Karot­ten oder Eier kaufst. Alle ande­ren Vor­tei­le erspa­re ich mir an die­ser Stel­le, das wür­de ein­deu­tig den Rah­men spren­gen. Also Dosen­fut­ter und Fer­tig­mahl­zei­ten pas­sen mal so gar nicht in die­ses Kon­zept. 

 

3. Obst ist eine eigen­stän­di­ge Mahlzeit

Ayur­ve­disch gese­hen soll­te man Obst nicht mit ande­ren Lebens­mit­teln kom­bi­nie­ren, son­dern die­se als eigen­stän­di­ge Mahl­zeit betrach­ten und zu sich neh­men. Obst ist für unser Ver­dau­ungs­sys­tem schwer zu ver­ar­bei­ten, so dass wei­te­re Lebens­mit­tel dazu füh­ren wür­den, die­sen Pro­zess zu ver­lang­sa­men und zu erschwe­ren. 

 

4. Letz­te Mahl­zeit des Tages

Damit dein Kör­per in die nächt­li­che Ruhe­pau­se (die er nicht wirk­lich macht, denn nachts lau­fen wei­ter­hin diver­se Stoff­wech­sel­pro­zes­se etc. ab) gehen kann, wird im Ayur­ve­da dazu gera­ten, die letz­te Mahl­zeit des Tages nicht nach 19:30 Uhr zu essen. Und jeder weiß, wie es sich anfühlt, nach dem Ver­schlin­gen eines XL – Ham­bur­gers ins Bett zu gehen. Die Nacht ist dann meis­tens eher unru­hig und nicht wirk­lich erhol­sam. 

 

5. Kaf­fee

Grund­sätz­lich unter­sagt Ayur­ve­da dir nicht, dei­nen mor­gend­li­chen Kaf­fee zu trin­ken. Dein Kaf­fee­ge­nuss soll­te sich jedoch in Maßen hal­ten. Auch hier­zu brau­che ich kei­ne Aus­füh­run­gen mehr zu machen, es liegt auf der Hand. Und hier­in ein­ge­schlos­sen sind auch schwar­zer und grü­ner Tee sowie aber auch Matcha­tee (der weit­aus mehr Kof­fe­in ent­hält als Kaf­fee). Klar ent­hal­ten die­se Geträn­ke vie­le gesun­de Wirk­stof­fe, aber die Wir­kung von Kof­fe­in bzw. Tein­ge­halt wird zumeist unterschätzt.

 

6. Gewür­ze

 

Natür­lich gibt es das ein oder ande­re Gewürz, das dei­nen Kör­per gut unter­stützt, um z.B. ein Dosha anzu­re­gen oder etwas zu bremsen.

So wir­ken fri­scher Ing­wer, Kur­ku­ma, bestimm­te Pfef­fer­sor­ten (z.B. lan­ger Pfef­fer) und Senf­kör­ner för­dern für dei­ne Ver­dau­ung. Hast du jedoch eine sehr gut funk­tio­nie­ren­de Ver­dau­ung (z.B. bei einem Vita-Typ) könn­te dies auch nega­ti­ve Aus­wir­kun­gen haben. 

 

 

7. Abend­li­che Rituale

Um nach der letz­ten Mahl­zeit den Kör­per auf die Nacht vor­zu­be­rei­ten, ist Ent­span­nung ein wesent­li­cher Aspekt. So wirkt ein abend­li­cher Spa­zier­gang, ein war­mes Bad oder das Schmö­kern in einem Buch Wun­der. Mit die­sen Ein­drü­cken kommst du schnel­ler in den Nacht­mo­dus und dein Schlaf wird eine neue Qua­li­tät erfah­ren. 

Fern­seh­schau­en, lau­te Musik und sons­ti­ge auf­re­gen­de Din­ge sind kon­tra­pro­duk­tiv und füh­ren dazu, dass sich dei­ne Gedan­ken in der hori­zon­ta­len Lage immer wie­der auf­bäu­men und dein Schlaf unru­hig wird. 

An die­ser Stel­le möch­te ich auch erwäh­nen, dass sich dein Kör­per über klei­ne Pau­sen in dei­nem Tages­ab­lauf sehr freu­en wird. Ich den­ke über das The­ma Pau­sen im All­tag ist ein Arti­kel über­fäl­lig. 

 

8. Auch das noch

Begibt man sich in eine ayur­ve­di­sche Behand­lung (z.B. eine Pan­chak­ar­ma-Kur) so wird für den Arzt dei­ne Aus­schei­dun­gen von beson­de­rem Inter­es­se sein. Anhand der Kon­sis­tenz, der Far­be und Häu­fig­keit kann die­ser u.a. Rück­schlüs­se auf dei­ne Stoff­wech­sel­vor­gän­ge zie­hen. Du selbst soll­test dies im all­täg­li­chen Leben eben­falls im Blick haben. Allein an der Far­be des eige­nen Urins kann man beur­tei­len, ob man aus­rei­chend getrun­ken hat. Ist die­ser von hell­gel­ber Far­be soll­te dies aus­rei­chend der Fall sein. Ein Rat die­ser alt­in­di­schen Leh­re besagt zudem, dass du natür­li­che Vor­gän­ge im Kör­per nicht zurück­hal­ten solltest.

Drück dir „etwas“ auf die Bla­se, so kom­men die­sem Bedürf­nis nach, um dein Gleich­ge­wicht in dem Sys­tem Kör­per wie­der ins Lot zu brin­gen. Und auch ein herz­haf­tes Gäh­nen kann manch­mal Wun­der bewir­ken. Übri­gens ist sich die Wis­sen­schaft noch nicht so ganz einig, war­um wir gäh­nen. Dach­te man frü­her, dass dadurch ver­mehr Sau­er­stoff ins Gehirn geflu­tet wird, so hal­ten es Chas­mo­lo­gen (Wis­sen­schaft­ler, die das Gäh­nen erfor­schen) für wahr­schein­li­cher, dass mit einem beherz­ten Gäh­nen die Tem­pe­ra­tur des Gehirns regu­liert wird. Also lass den Löwen in dir raus!

 

Fazit

So genug schlaue Tipps, wie Du ayur­ve­disch gese­hen dein Leben opti­mie­ren kannst. Es ist Zeit für ein Fazit.

 

Aus Sicht der Yogis ist dein Kör­per ein Tem­pel. Die­sen Tem­pel gilt es gut zu hüten und zu schüt­zen, damit die See­le auch Lust hat, dar­in zu woh­nen. Und jeder Tem­pel ist nun­mal anders, so dass sich jeder die­se unter­schied­li­chen Tipps auf die ein oder ande­re Art aus­wirkt. Du musst also dei­ne eige­nen Pfle­ge – und Bau­maß­nah­men durch­füh­ren, um die Wohn­qua­li­tät für dei­ne See­le hoch zu hal­ten. Pro­bie­re es aus.

Ach ja, Yoga gehört natür­lich auch dazu und ergänzt dein Kon­zept um ein Vielfaches.

Nun bist du dran. In die­sem Sin­ne wün­sche ich dir viel Spaß beim Ausprobieren.

Namas­te

Dein Micha­el

 

Tipp des Monats August: Ayurveda im alltäglichen Wahnsinn!

 

 

Ayur­ve­da im all­täg­li­chen Wahn­sinn   Teil I

Unter­ti­tel: Kann man machen – war­um auch nicht?

 

Beschäf­tigt sich man mit Yoga, so läuft einem Ayur­ve­da auto­ma­tisch über den Weg. Die­se bei­den alten indi­schen Wis­sen­schaf­ten sind eng mit­ein­an­der ver­strickt. Doch was ist Ayur­ve­da? 

Anfangs dach­te ich, dies habe nur mit Essen und Gewür­zen zu tun. Ja! Und doch irgend­wie Nein!

Ayur­ve­da ist viel mehr als das Zube­rei­ten oder Ver­til­gen von Nahrungsmitteln.

Es ist das Wis­sen vom Leben oder auch die Leh­re vom Leben. 

Der bekann­te bud­dhis­ti­sche Mönch namens Thich Nhat Hanh sag­te einmal:“Wir müs­sen uns unse­rem Kör­per lie­be­voll zuwen­den und uns gut um ihn kümmern.“

Und denkt man auch nur einen Moment über die­sen wei­sen Satz nach, so bleibt einem nichts ande­res übrig, als eif­rig mit dem Kopf zu nicken. Denn wir haben nur die­sen einen Kör­per. Und geht es die­sem nicht gut, geht es auch dem Geist und der See­le nicht gut. Ist eigent­lich logisch. 

Zwi­schen­zeit­lich ist in der moder­nen west­li­chen Welt der Gedan­ke ange­kom­men, dass Prä­ven­ti­on ein grund­le­gen­der Bau­stein ist, um gesund zu sein. Ist dein Kör­per­tem­pel erst ein­mal ange­schla­gen, krank oder ver­letzt, so beein­träch­tigt dies alles ande­re auch. Dei­ne Gedan­ken, dein Ver­hal­ten, dei­ne Aus­strah­lung, etc. ver­än­dern sich. Es soll­te doch wesent­lich ein­fa­cher sein, Gesund­heit zu erhal­ten, als Krank­hei­ten zu hei­len. Doch das ist es nicht wirklich.

War­um ist Prä­ven­ti­on so schwer und war­um kom­men die Gedan­ken, regel­mä­ßig vor­zu­beu­gen, zwar auf und wer­den jedoch nicht ent­spre­chend umge­setzt? Und wie stel­le ich es an? Reicht es aus, ein paar „ayur­ve­di­sche“ Gewür­ze zu ver­wen­den, um sol­che Effek­te zu erzielen?

Gute Fra­ge. Als ich mit die­sen The­men in Berüh­rung kam, hat­te ich auch Vor­wän­de und so war es mir beim ers­ten Ver­such doch zu kom­pli­ziert und ich hab das The­ma wie­der weit weg gescho­ben. Prä­ven­ti­on ade? 

So nach und nach kam Licht ins Dunk­le. Es wur­de mir bewusst, dass Ayur­ve­da zwar eng mit Ernäh­rung gekop­pelt ist, aber viel viel weit­rei­chen­der ist.Und vor allem, dass ich mir mit vie­len „klei­nen“ Din­gen Gutes tun kann. Und dazu kön­nen die­se Hand­lun­gen noch leicht in mei­nen All­tag inte­griert wer­den, so dass z.B. eine Mor­gen­rou­ti­ne dar­aus ent­steht. Nach nun drei Mona­ten muss ich sagen: Es geht tat­säch­lich! Und der Auf­wand steht zu dem Nut­zen ein­deu­tig im Ver­hält­nis. 

Aber letzt­lich ist der Schlüs­sel, sich nach­hal­tig gesund zu erhal­ten, ein Ken­nen­ler­nen des eige­nen Selbst. Fein­füh­lig­keit zu erler­nen und zuzu­las­sen, sich wahr­zu­neh­men und zu spü­ren. Nur mit einer gehö­ri­gen Por­ti­on Offen­heit und Mut macht es Sinn, sich an sein eige­nes kör­per­li­ches und emo­tio­na­les Ich anzu­nä­hern. Nur so ist es mög­lich, Ver­än­de­run­gen und Belas­tun­gen auf­zu­de­cken. Nicht so ein­fach. So ist es heut­zu­ta­ge viel ein­fa­cher, wei­ter zu ren­nen und im All­tag dem Mam­mut hin­ter­her zu jagen oder gar vor dem gefähr­li­chen Säbel­zahn­ti­ger zu flüch­ten. Und vor allem: Nicht inne­zu­hal­ten, zu füh­len und nach­zu­den­ken. 

Krank­heit bedeu­tet doch bei den meis­tens Men­schen: Arzt – Rezept – Tablet­ten – alles wird gut!

So ist es lei­der irgend­wie nicht. Die Ver­ant­wor­tung für dich selbst musst schon DU über­neh­men. 

Also macht es wie­der Sinn, über Prä­ven­ti­on nach­zu­den­ken und zu han­deln, bevor man han­deln muss. 

 

Ayurveda in der Praxis

Nun, wie geht man es an? Was kann man tun? Was kos­tet das? Und über­haupt. Hier kom­men mei­ne ulti­ma­ti­ven Tipps für einen ayur­ve­di­schen Start in den Tag:

 

  1. Mor­gen­wä­sche für die Zunge

Dei­ne Zun­ge ist ein gro­ßer Mus­kel, den du fürs Essen aber auch Spre­chen benö­tigst. Er ist jedoch auch ein wich­ti­ges Sin­nes­or­gan. So sind hier vie­le Rezep­to­ren ange­sie­delt, die z.B. für Geschmack und Tem­pe­ra­tur zustän­dig sind.

Jody Davis auf Pixabay

 

Neben dem mor­gend­li­chen Blick in den Spie­gel lohnt es sich, sich die Zun­ge selbst aus­zu­stre­cken und einen Blick dar­auf zu wer­fen. Die sich zei­gen­den Belä­ge sind Abla­ge­run­gen aus den nächt­li­chen Stoff­wech­sel-vor­gän­gen. Im Ayur­ve­di­schen wer­den die­se Ama genannt. Dabei han­delt es sich um eine Unzahl von Bak­te­ri­en. Anhand der Far­be die­ses Bela­ges las­sen sich Rück­schlüs­se auf die Ver­dau­ungs­vor­gän­ge zie­hen. Die Abla­ge­run­gen sind zum Teil toxisch und das Her­un­ter­schlu­cken kann zu chro­ni­schen Krank­hei­ten füh­ren. Das Ent­fer­nen von Ama ent­las­tet somit dei­nen Kör­per und dein Immun­sys­tem. Die Spei­chel­prodk­ti­on wird ange­regt und Mund­ge­ruch kann redu­ziert wer­den. Selbst vie­le Zahn­ärz­te raten heu­te zum regel­mä­ßi­gen mor­gend­li­chen Zungeschaben.

 

Dazu gibt es ent­spre­chen­de Werk­zeu­ge (am bes­ten aus Edel­stahl oder Kup­fer – ein Tee­löf­fel geht auch). Ste­cke dei­ne Zun­ge her­aus und scha­be die Zun­ge von hin­ten nach vorn vor­sich­tig ab. Nach jedem Vor­gang spü­le den Scha­ber mit Was­ser ab und wie­der­ho­le dies acht­sam meh­re­re Male. Anschlie­ßend spü­le den Mund mit Was­ser aus. 

  

2.  Ölzie­hen für Mund­hy­gie­ne und Entgiftung

Wenn du schon dabei bist, dei­ne Mund­hy­gie­ne zu för­dern, so bie­te es sich an, direkt nach dem Säu­bern der Zun­ge, einen Ess­löf­fel Öl im Mund zu bewegen.

 

Sil­vi­a­ri­ta auf Pixabay

Dabei soll­te es sich um kalt gepress­tes Öl auf öko­lo­gi­scher Basis han­deln. Kokos­öl oder Sesam­öl sind rat­sam. Wenn du eher auf Herz­haf­tes stehst, geht natür­lich auch Oli­ven­öl. Es gibt auch ent­spre­chen­de Ölmi­schun­gen mit Geschmack u.a. in Reform­häu­sern zu kaufen.

Bewe­ge die­ses Öl ca. 10 – 15 Min. im Mund hin und her und zie­he es regel­mä­ßig durch die Zäh­ne. 

So wer­den Kari­es­bak­te­ri­en und uner­wünsch­te Mikro­or­ga­nis­men im Mund gelöst. Und zwar an Stel­len, an denen die Zahn­bürs­te nicht hin­kommt. Wis­sen­schaft­lich wur­den die Vor­tei­le vom Ölzie­hen bestä­tigt. 

 

Zum Anschluss spuckst du das Öl in ein Küchen­tuch und wer­fe die­ses in den Müll. Spül den Mund aus bzw. put­ze nun dei­ne Zäh­ne. In die­sem Öl sind vie­le Gift­stof­fe und Bak­te­ri­en vor­han­den, so dass das Öl nicht ins Wasch­be­cken aus­ge­spuckt wer­den soll­te. Und bit­te nicht herunterschlucken.

 

  1. Trin­ken nach dem Aufstehen

Wäh­rend der Nacht ver­liert der Kör­per zwi­schen 0,5 und 2 Liter Flüs­sig­keit. Zum gro­ßen Teil über die Atmung aber auch durch nächt­li­ches Schwit­zen. Um die­sen Ver­lust wie­der aus­zu­glei­chen ist es gut, mor­gens nach dem Auf­ste­hen zwei Glä­ser Was­ser zu trin­ken. Am bes­ten soll­te das Was­ser warm und abge­kocht sein. War­mes Was­ser bie­tet den Vor­teil, dass der Magen – Darm – Trakt sanft geweckt wird. Zudem muss der Kör­per kei­ne Ener­gie auf­wen­den, um das Was­ser im Kör­per zur wei­te­ren Ver­ar­bei­tung anzu­wär­men. Dein Ver­dau­ungs­feu­er, das mor­gens lang­sam in Gang kommt,  wird also nicht gleich im Keim erstickt. Gekoch­tes Was­ser soll eine ande­re Struk­tur haben und bes­ser schme­cken. Aber das ist Geschmack­sa­che. Pro­bier es ein­fach mal aus.

 

 

  1. Nase spü­len

Um die­ses ayur­ve­di­sche Opti­mie­rungs­pro­ce­de­re zum Abschluss zu brin­gen, wen­den wir uns nun noch dei­ner Nase zu. Heu­schnup­fen­ge­plag­ten und ande­ren All­er­gi­kern ist die Nasen­spü­lung wohl bes­tens bekannt. Auch die­se Rei­ni­gungs­tech­nik haben die alten Inder schon vor etli­chen Jah­ren ent­wi­ckelt und sie hat sich bis heu­te bewährt. In der Nase sam­meln sich im Lau­fe der Nacht Abla­ge­run­gen und über­flüs­si­ger Schleim an, so dass Ver­krus­tun­gen ent­ste­hen kön­nen. Die­se füh­ren dazu, dass dei­ne Ein­at­mung über die Nase gestört wird. Und dies bringt zusätz­lich nega­ti­ven Effek­te mit sich, die ich in mei­nem Tipp im Juni 2021 bereits beschrie­ben haben.

 

Klas­sisch wird die Nasen­spü­lung im Ayur­ve­da mit einem Nasen­spül­känn­chen (Neti) durch­ge­führt. Aber es geht durch­aus auch mit der her­kömm­li­chen Nasen­du­sche. Das Resul­tat ist das Glei­che und dar­auf kommt es an. In einen hal­ben Liter lau­war­mes Was­ser löst du einen hal­ben Tee­löf­fel jod­frei­es Koch­salz und lass die Hälf­te über ein Nasen­loch in dei­nen Nasen­gang lau­fen. Den Kopf hal­te dabei über das Wasch­be­cken. Das Was­ser läuft über den ande­ren Nasen­flü­gel her­aus. Wechs­le die Sei­ten. Gleich­mä­ßi­ges Atmen durch den Mund ist in die­ser Situa­ti­on ange­bracht. Zuge­ge­ben, die­ser Vor­gang ist gewöh­nungs­be­dürf­tig, aber es zahlt sich aus. Schließ­lich schnäu­ze das rest­li­che Was­ser aus                                          der Nase und die­se wird sich wie neu anfüh­len.

 

Resümee

Ok, du wirst jetzt den­ken: Wahn­sinn. Völ­lig irre. Wie soll ich das jeden Mor­gen machen? Muss ich eine Stun­de frü­her auf­ste­hen? Ist es das wert?

Wenn du dei­ne Abläu­fe nach dem Auf­ste­hen etwas ver­än­derst und mit­ein­an­der kom­bi­nierst (z.B. wäh­rend des Ölzie­hens lässt sich in der Küche gut das Brot fürs Büro schmie­ren) so benö­tigt dies gar so viel mehr Zeit. Die Resul­ta­te las­sen sich natür­lich nur lang­fris­tig beur­tei­len. 

Und der Satz des ame­ri­ka­ni­schen Autors David Fraw­ley hat sich in mei­nem Kopf verfestigt:

„Was immer wir selbst tun kön­nen, um unse­re Gesund­heit zu stär­ken, wirkt bes­ser als das, was ande­re für uns tun.“

 

Ich bin sehr gespannt wie dei­ne Erfah­run­gen aus­fal­len und wie sich die­se Wake­up-Prä­ven­ti­on-Maß­nah­men für dich anfüh­len. 

Span­nen­de Erfah­run­gen und vie­le Grü­ße an dei­ne Zun­ge und dei­ne Nase. Es wird ihnen gefal­len. 

 

Dein Micha­el