Tipps des Monats September: Gehirnpflege
Untertitel: Hilfe an das eigene System
Guten Morgen liebes Gehirn,
voller Verzweiflung wende ich mich an dich. Es tut mir leid, wenn ich deine Synapsen bei wichtigen Gedankengängen störe, aber es ist ernst. Ich kann einfach nicht mehr.
Ich bin ständig müde und fühle mich völlig ausgelaugt. Und das, obwohl gerade Wochenende war und ich voller Elan wieder ins Büro hätte stürmen müssen. Ich hab lange genüssliche Fernsehabende hinter mir und hab mich sonst viel ausgeruht. Selbst gutes Essen und ein leckeres Gläschen Rotwein haben nicht dafür gesorgt, dass ich wieder in Schwung komme.
Seit geraumer Zeit fällt es mir schwer, mich im Büro zu konzentrieren. Ich merke, dass ich nicht bei der Sache bin und es schleichen sich immer wieder mal kleine Fehler ein. Und das mir. Alle denken ich sei perfekt. Und das sind auch die Erwartungen, die ich an mich selbst habe. Fehler können andere machen.
Es kann so nicht weitergehen mit mir. Ich habe das Gefühl, ständig etwas Wichtiges zu vergessen. Dabei versuche ich so fest an diese Dinge zu denken.
Zu Hause habe ich mit meiner Frau ständig Streit. Und das nur wegen Kleinigkeiten. Ich vergesse den Müll rauszubringen, mache ihr keine Komplimente nach dem Friseurbesuch, vergesse die Kinder abzuholen, usw.
Jeden Morgen, wenn ich aufgestanden bin, könnte ich mich gleich wieder hinlegen. Ausgeschlafen zu sein, ist ein Fremdwort. Mein Körper fängt langsam an auseinander zu gehen wie ein Hefeklos. Zudem tut mir jeden Morgen ein anderes Körperteil weh. Aktuell gerade brauche ich einen neuen Rücken. Das macht mich fertig.
Was mach ich nur falsch? Ich will das nicht. Bitte gib mir einen Tipp, damit ich aus dieser Misere herauskomme.
Dein Mensch
Moin Mensch,
na das wird ja mal Zeit. Ich dachte schon, du meldest dich gar nicht mehr und machst einfach so weiter wie bisher. Heute morgen habe ich mich gerade mal mit deinem Körper unterhalten und er sagte mir, dass er keinen Bock mehr hat immer auf Höchstleistung ackern zu müssen. Hätte er gewusst was da auf ihn zukommt…
Ich sagte zu ihm, er solle sich in Geduld üben, denn schließlich musst du ja mal aufwachen. Wenn nichts hilft, dann dürfe er krank werden. Ich weiß, dass dein Urlaub unmittelbar bevorsteht. Das ist eine gute Möglichkeit, alle Extremitäten von sich zu strecken und mal richtig Fieber zu bekommen.
Aber gut. Jetzt wo du dich meldest, kann ich dir ja mal den Marsch blasen.
Nicht nur dein Körper fühlt sich vernachlässigt. Auch ich bin sauer auf dich. Was denkst du dir eigentlich? Alles hört auf dein Kommando und du kannst mit Pauken und Trompeten im Eiltempo durch dein Leben rennen? Vergiss es! Da hast du die Rechnung ohne den Körper und mich gemacht.
Auch wenn ich nur lächerliche 3 Prozent deines Körpergewichtes einnehme, so bin ich doch die Kommandozentrale deines Fahrgestells, deiner Muskulatur und deiner gesamten Maschinerie. Ich habe viele deiner 5,8 Millionen Nervenbahnen, die in deinem Körper vorhanden sind, unter Kontrolle. Die Impulse in meinem Nervensystem kann ich auf 400 km/h beschleunigen. Da kann selbst dein mickriger Sportwagen nicht mithalten.
Um so zu funktionieren, brauche ich jedoch jeden Tag 1/5 deines Kalorienbedarfs. Und ja, ich weiß, ich bin ein fetter Geselle, da ich bis zu 60 % aus Fett bestehe, aber nur so kann ich gut funktionieren. Du musst dir kein Bespiel an mir nehmen und fett werden. Aber dennoch möchte ich gern mit ungesättigten Fettsäuren wie Nüssen oder Fisch aufgetankt werden. Schließlich gibst du deinem Sportwagen ja auch nur Super Plus, oder? Also lass dieses blöde FastFood und den ständigen Alkohol sein. Ich weiß nicht, ob dir bewusst ist, dass ich 11 Millionen Sinneseindrücke, die du in jeder Sekunde aufnimmst, verarbeiten muss.
Da ich ein geniales Filtersystem habe und Wichtiges von Unwichtigem unterscheiden kann (oder hast du dich mal gefragt, warum du dich nicht selbst kitzeln kannst?), gelingt es mir, 40 Sinneseindrücke gleichzeitig zu verarbeiten. Wenn du so weiter machst, werde ich es mal auf ein oder zwei beschränken. Bin mal gespannt, wie du dann aus der Wäsche schaust.
Nur noch mal zum besseren Verständnis: Ich bin die höchst entwickeltste Technologie die es gibt. Da kann kein Computer mithalten.
Also los. Jetzt bist du dran. Mach was und handle. Ansonsten werde ich mich mit deinem Körper unterhalten und dann bist du an dem Körperteil, den du gerade noch mit deiner rechten Hand, wenn du diese nach hinten führst, erfassen kannst. Hast du mich verstanden?
Ich gebe dir folgende Tipps:
- Ernähre dich ausgewogen und gesund (viel Gemüse, weniger Fleisch, kein Fast Food)
- Streiche den Alkohol aus deinem abendlichen Ernährungsplan
- Sei aktiv und bewege dich regelmäßig jeden Tag (nicht nur zum Fahrstuhl, sondern benutze meinen Bekannten-die Treppe)
- Trinke ausreichend zwischen 1,5 und 2 Liter täglich (also z.B. Wasser und keine Zuckerplörre). Schalte abends mal die Glotze (diese eckige Ding, in das du ständig starrst) aus und lies ein Buch (meinetwegen auch ein Comicheft)
- Früher hast du schlecht Blockflöte gespielt – ich fand das trotzdem genial – oder lerne marsianisch oder eine andere Sprache
- Unterhalte dich mal mit richtigen echten Menschen und schreib nicht nur Nachrichten auf deinem dusseligen Handy
- Notiere deine Gedanken einfach mal mit Stift und Papier. Dazu hast du diese langen Dinger an den Händen, die man Finger nennt
- Und zu guter Letzt…hab mal Eier in der Hose und mach etwas, was du sonst nicht machst. Trau dich und komm aus deiner Komfortzone…du bist doch ein toller Typ und kannst was….fahr mal U‑Bahn oder mach irgendetwas anderes Verrücktes.
Also, wenn das nicht genug Tipps sind. Beherzige nur ein paar davon, dann ist das schon gut. Du wirst sehen, meine Zahnräder werden dann besser ineinandergreifen. So werde ich in der Lage sein, bei deinem Körper ein gutes Wort für dich einzulegen. Ich glaube, dass Hkönnte ihm gefallen.
So und jetzt….beweg dich….wir hören uns in Kürze wieder und dann machen mir eine Bestandsaufnahme.
Vielleicht hilft dir noch der schlaue Satz: „Folge deinem Herzen, aber nimm dein Hirn mit.“
In diesem Sinne denk mal drüber nach. Und glaube nicht, dass das andere für dich übernehmen. Dies musst du schon selber tun. Im Oktober werde ich dir noch einen wichtigen Hinweis geben, wie Du mal aufräumen kannst.
In freudiger Erwartung
Dein Gehirn